Nach dem Unwetter über Bayern musste der letzte Tag des Chiemsee Summer Festivals abgesagt werden. Am Freitag Abend mussten 60 Personen behandelt werden, die durch herumfliegende Teile verletzt wurden oder psychologische Betreuung benötigten. 22 Personen wurden verletzt und mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden.
„Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme des Veranstaltungsgeländes und im Hinblick auf die entstandenen Schäden an den Bühnen und der Infrastruktur müssen wir verkünden, dass der letzte Tag auf dem Chiemsee Summer 2017 leider nicht mehr fortgeführt werden kann.“, hat der Veranstalter auf seiner Homepage mitgeteilt. So weisen neben etlichen Zelten der Gäste unter anderem Haupt- und Zeltbühne gravierende Schäden auf, die eine Fortsetzung des Spielbetriebs unmöglich machen. Beim Eintreffen des Unwetters war die Evakuierung bereits in vollem Gange, die Großzelte auf dem Konzertgelände bereits vollständig evakuiert und das Publikum auf dem Weg zu ihren Autos oder bereitstehenden Busshuttles.
Dennoch gab es Verletzte: „Insgesamt wurden knapp 60 Personen behandelt, darunter auch viele, die nur eine psychische Betreuung (Krisenintervention) benötigten. Ernsthafter verletzt und in einem Krankenhaus aufgenommen wurden bisher 22 Personen, es gibt keine lebensbedrohlichen Verletzungen“, so Andreas Guske aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in der Nacht zu Samstag.
Meldungen, die von abgerissenen Gondeln des Riesenrads berichten, entsprechen nicht der Wahrheit. Ein Teil der Gondeln wurde nach der erfolgreichen Evakuierung des Riesenrads lediglich rechtzeitig vor dem Unwetter abmontiert, um das Riesenrad weniger windanfällig zu machen – ein Prozedere, das im riesenradeigenen Sicherheitskonzept verankert und erfolgreich durchgeführt wurde.
Der Beginn der Evakuierung des Konzertgeländes erfolgte noch vor der Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes um 21:45 Uhr, nachdem die Koordinierungsgruppe, bestehend aus Sicherheitsbehörden und Veranstaltervertreter, schon um 20:45 zusammengerufen worden war. Die um 21:40 Uhr gestartete Evakuierung der Großzelte während des Konzerts von „The Offspring“ verlief weitestgehend reibungslos. Innerhalb von knapp zehn Minuten war das Infield geräumt. Unmittelbar danach erfolgte die Evakuierung der Gesamtfläche über Durchsagen an der Bühne und sämtliche Medien des Veranstalters. Die Besucher wurden aufgefordert, ihre Autos aufzusuchen und anderen Gästen freie Sitzplätze durch die Warnblinkanlage zu signalisieren. Außerdem konnten Personen, die sich nach dem Verbleib von Freunden und Angehörigen erkundigen wollten, eine eigens eingerichtete Hotline nutzen, die der Veranstalter noch in der Nacht eingerichtet hatte. Viele Menschen, die sich beispielsweise während der Evakuierung verloren hatten, fanden so wieder zusammen.
Der Sturm selbst hatte letztendlich nur eine Dauer von etwa 15 Minuten. Wie in weiten Teilen des südlichen Bayerns, so waren die Schäden letztendlich auch am Chiemsee Summer Festival erheblich. Etwa die Hälfte der Besucherzelte auf den Campingplätzen wurde zerstört, viele, vor allem Pavillons, einfach davongeblasen. Im sogenannten Infield kam es auf Grund der stabilen Bauweise der dortigen Anlagen nicht zu gefährlich umherfliegenden Teilen. Letztendlich erlitt aber doch selbst das große und für Starkwinde ausgelegte Festzelt zumindest Schäden an der Außenhülle.
„Trotz der Tatsache, dass wir den letzten Festivaltag absagen mussten, sind wir für vieles dankbar“, so Martin Altmann, Geschäftsführer von CRP Konzertproduktionen. „Unsere Gäste haben vorbildlich reagiert und sich gegenseitig geholfen, um schnellstmöglich das Gelände zu verlassen. Die Zusammenarbeit mit Gemeinde und Sicherheitsbehörden unter der Führung des örtlichen Einsatzleiters des Landratsamts Traunstein hat reibungslos funktioniert. Wir freuen uns, dass die Schäden trotz der Heftigkeit des Unwetters, das in weiten Teilen Bayerns für noch stärkere Verwüstung sorgte, durch gute Vorbereitung und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten auf ein Minimum reduziert werden konnten. Insbesondere denjenigen Besuchern, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, wünschen wir von Herzen eine gute Besserung.“
Auch die Abreise vom Chiemsee am Samstag wurde zur Herausforderung für die Festival-Besucher. Der Bahnverkehr zwischen Übersee und Grafing sowie Übersee und Salzburg war bis Samstagnachmittag aufgrund etlicher Sturmschäden eingestellt. Es wurden Shuttlebusse Richtung Grafing und Salzburg eingesetzt, erhebliche Wartezeiten konnten aber nicht vermieden werden. Ab Grafing standen dann wieder Züge für die Weiterfahrt nach München bereit.
Während der Nacht im Einsatz waren etwa 190 Einsatzkräfte der Feuerwehren, 190 Frauen und Männer der Sanitätsdienste, 22 THW-Mitglieder und etwa 70 Polizeibeamtinnen und Beamte. Der Veranstalter brachte 250 Männer und Frauen seines Sicherheitsdienstes zum Einsatz. „Dies war die bisher schwierigste Situation, die es in der 23-jährigen Geschichte des Festivals zu bewältigen gab. Die Herausforderung bestand in der Kurzfristigkeit, mit der dieser Starkwind hier am Gelände einsetzte und der auch von der Stärke her weit über den Prognosen lag. Letztendlich haben sich die Konzepte jedoch bewährt und die Zusammenarbeit mit den vielen beteiligten Organisationen, Behörden und dem Veranstalter hat bestens funktioniert. Aber wir alle sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist und Menschen schwerer verletzt wurden.“