40 Prozent der Verkehrstoten im südlichen Oberbayern sind Motorradfahrer. Deshalb richtet die Polizei das Augenmerk auf diese Zielgruppe und führte vom 6. bis 8. Mai 2016 verstärkte Kontrollen durch. Neben Rasern haben sie dabei auch andere Biker aus dem Verkehr gezogen – so zum Beispiel einen, der wiederholt mit einem Phantasie-Nummernschild, und einen, der mit total abgefahrenen Reifen unterwegs war.
Drei Tage lang, vom 6. bis zum 8. Mai 2016, waren die Beamten der Kontrollgruppe Motorrad im Voralpenland auf den beliebten Motorradstrecken unterwegs. Neben vielen Biker, die sich an die „Spielregeln“ hielten, trafen sie dabei aber auch einige, die sich durch ihr Verhalten Anzeigen einhandelten. Am Freitag, 6. Mai, fiel den Polizisten am Kesselberg ein Motorrad mit einem seltsamen Kennzeichen auf. Bei genauerer Betrachtung handelte es sich um ein Plastikschild mit drei Buchstaben und drei Zahlen und an der Seite war das EU-Wappen mit den Buchstaben „LT“ angebracht. Der Fahrer, ein 23-jähriger Litauer aus dem Raum München, gab auf Befragen an, dass es sich bei dem Fahrzeug um das Kraftrad seines Vaters handelte. Einen Fahrzeugschein konnte er für das Fahrzeug vorlegen. Die Überprüfung ergab jedoch, dass ein Kennzeichen in dieser Form nicht existiert, es war offensichtlich selbst hergestellt worden. Kurioserweise stellten die Beamten fest, dass der 23-Jährige bereits im Jahr 2015 mit einem ähnlichen Kennzeichen unterwegs war, auch damals wurde er wegen des Verdachts des Kennzeichenmissbrauchs angezeigt.
Kurz danach fielen einer Streife der Kontrollgruppe Motorrad zwei Biker auf, welche extrem „sportlich“ den Kesselberg befuhren. Ausgerechnet unter den Augen der Polizei überholten diese ein Auto im Überholverbot und bei durchgezogener doppelter Linie. Die beiden Motorradfahrer wurden natürlich angehalten, sie erwartet nun ein Bußgeld von rund 200 Euro und 1 Punkt in Flensburg.
Bei der nächsten Kontrolle stellten die Beamten bei einem 16-jährigen Tölzer fest, dass an seiner KTM am Hinterreifen kein messbares Profil mehr vorhanden war. Für den jungen Mann bedeutet das ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro, zudem war der Ausflug für ihn beendet.
Gleich mehrere erhebliche Geschwindigkeitsverstösse stellte eine Videostreife der Kontrollgruppe tags darauf am 7. Mai fest: Am Samerberg wurde ein Motorrad mit 108 km/h bei erlaubten 80 km/h gemessen, nach der Anhaltung stellten die Beamten außerdem fest, dass der erforderliche db-eater (Bauteil des Schalldämpfers) verbotenerweise ausgebaut worden war. Im Bereich Bayrischzell/Landl wurden am selben Tag zwei Kradfahrer beanstandet. Ein Fahrer fuhr mit 76 km/h im Bereich der Ortschaft Bayrischzell, ein weiterer wurde bei erlaubten 100 km/h mit 149 km/h gemessen. Letzteren erwartet nun eine empfindliche Geldbuße sowie ein Monat Fahrverbot.
Am Sonntag, 8. Mai, wurde zwischen Aschau und dem ehemaligen Grenzübergang von 13.00 bis 15.00 Uhr eine Laserkontrolle durchgeführt. Erfreulicherweise hielten sich dabei alle „gelaserten“ Motorradfahrer an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit, lediglich ein geringer technischer Mangel musste verwarnt werden. Anders verhielt es sich leider kurze Zeit später am Sudelfeld. Gemeinsam mit Kollegen der Polizeiinspektion Kiefersfelden wurde hier ebenfalls eine Laserkontrolle durchgeführt. Mehrere Fahrzeuge wurden dabei beanstandet, Tagesschnellster war ein Autofahrer mit seinem Porsche, der bei erlaubten 80 km/h ein anderes Fahrzeug mit 129 km/h überholte.
Am Parkplatz Arzmoos wurden im Laufe des Sonntag insgesamt 21 Kräder angehalten und kontrolliert. 6 davon mussten beanstandet werden, unter anderem waren bei einer Maschine aus Österreich nicht zugelassene Bremshebel und eine nicht geprüfte Fußrastenanlage angebaut. Bei einer Harley Davidson wurde festgestellt, dass die Auspuffklappe auf „offen“ stand, dadurch verbreitete der Erdinger wesentlich mehr Lärm als notwendig gewesen wäre. Im Rahmen der mobilen Verkehrsüberwachung mit einem Video-Motorrad fiel auch noch ein Österreicher mit seiner Kawasaki auf, der bei erlaubten 60 km/h mit 95 km/h gemessen wurde. Schwerwiegender als der Geschwindigkeitsverstoss war jedoch die Anbringung seines Kennzeichens: Es war so angebracht, dass es beim Nachfahren nicht abgelesen werden konnte, was dem 39-Jährigen eine Anzeige wegen Kennzeichenmissbrauchs einbrachte.
Die rund 860.000 Motorradfahrer in Bayern würden neben Kindern, Fußgängern und Radfahrern eine Hauptrisikogruppe für schwere Verkehrsunfälle, so die Verkehrspolizei. Auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd kamen allein im Jahr 2015 insgesamt 29 Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben – das sind über 40 Prozent aller Verkehrstoten in nur einem Jahr. Zudem wurden fast 1.100 Motorradfahrer bei Unfällen zum Teil schwer verletzt.