Die bayerische Bergwacht wurde am 14. Juni 2020 einhundert Jahre alt. Gegründet wurde sie ursprünglich nicht für die Rettung von Bergsteigern, sondern als „Natur- und Sittenwacht“ zur Rettung der Berge „vor verrohten Bergbesuchern“. Gefeiert wird dieses Jubiläum heuer wegen der Corona-Krise nicht, das soll 2021 nachgeholt werden.
Am 14. Juni 1920 trafen sich im Hofbräuhaus in München Vertreter von Alpenvereinssektionen und Wandervereinen zur Gründung einer „Natur- und Sittenwacht“. Ursprünglich war der Zweck der Bergwacht nicht die Rettung verunglückter Bergsteiger, sondern sie hatte die Aufgabe „der Bewahrung der guten Sitten und dem Schutz fremden Eigentums im Kontext des Bergsteigens und des alpinen Skilaufs“.
Den Massentourismus in den bayerischen Alpen gab es schon damals. Durch die gute Anbindung des Ballungsgebietes München mit der Eisenbahn an das Alpengebiet zog es auch schon vor 100 Jahren insbesondere an den Wochenenden und den Feiertagen die Menschen in die Berge. Was heute in den Ausflugsgebieten Thema wieder ist, nämlich der Kampf um Parkplätze und das Gedränge an den Gipfelkreuzen, führte schon vor 100 Jahren zu der Gründung dieser Naturschutzpolizei. Es muss wohl ziemlich wild zugegangen sein auf den weiß-blauen Bergeshöhen. Den Gründern ging es um nicht mehr oder weniger als die Rettung der Berge vor den „Ausschreitungen verrohter Bergbesucher aller Art mit dem Ziel, Ordnung, Sitte und Anstand im Gebirge wieder herzustellen“.
Das Thema Bergrettung gewinnt aber bereits kurze Zeit nach der Gründung zunehmend an Bedeutung und steht heute an erster Stelle. Mittlerweile sind es jährlich durchschnittlich über 8500 Einsätze mit steigender Tendenz, bei denen die ehrenamtlichen Einsatzkräfte Menschen in Not in den Bayerischen Alpen und Mittelgebirgen zu Hilfe kommen. „Trotz vieler Entwicklungen in den vergangenen 100 Jahren im Bereich der Ausrüstung, der Rettungstechnik, der Fahrzeuge und in der Luftrettung, sind es letztendlich die freiwilligen engagierten Frauen und Männer in der Bergwacht, die mit professionellem Wissen und Können Rettung und Hilfe ermöglichen“, stellt Otto Möslang, Vorsitzender der Bergwacht Bayern, zum 100-jährigen Jubiläum fest.
Sonderausstellung 100 Jahre Bergwacht im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins
Vom 30.08.2020 – 27.09.2020 findet eine von der Bergwacht München gestaltete einmalige Sonderausstellung im Festsaal des Alpinen Museums des DAV auf der Praterinsel in München statt. Neben heute eingesetzter Ausrüstung haben interessierte Gäste unter anderem die Möglichkeit, Rettungsmaterialien von der ersten Lebendrettung aus der Eiger Nordwand (1957) oder auch Rettungsschlitten der Olympischen Winterspiele 1936 aus der Nähe zu sehen.